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Palmbaum: Erich-Mühsam-Tage in Meiningen


Literarisches Journal Palmbaum Heft 1/2015:

„Sich fügen heißt lügen!“
Erich-Mühsam-Tage in Meiningen


Meiningen hat ein Theater und einen Theaterherzog dazu. Meiningen ist also Theaterstadt. Meiningen hat ein Schloss, drei Museen, eine Städtische Galerie, eine Kleinkunstbühne und jede Menge Hochkultur. Meiningen ist also Kunst- und Kulturstadt. Ach ja: Und in Meiningen wurden angeblich die Thüringer Klöße – hier Hütes genannt – erfunden. Meiningen ist also Kloßheim an der Soße.
All’ diese Qualitäten Meiningens sind hinlänglich bekannt, erforscht und publiziert und werden von den Touristikern mehr oder minder erfolgreich beworben. Meiningen hat(te) aber auch Anarchisten und das vielleicht einzige Kulturdenkmal der anarchosyndikalistischen Bewegung auf deutschem Boden.
Dieser Farbtupfer Meininger Stadtgeschichte ist im öffentlichen Bewusstsein kaum oder gar nicht vorhanden. Um das zu ändern, gründete sich 2003 der „Kreis der Wander- und Naturfreunde e.V.“, der zwei Jahre später die stadtnah gelegene und seit vielen Jahren ungenutzte Bakuninhütte erwarb. 2006 wurde der „Wanderverein Bakuninhütte e.V.“ als Nutz- und Unterstützungsverein ins Leben gerufen. Dieser ist seither bemüht, das einstige Domizil der Meininger Anarchisten zu reaktivieren und seine Anerkennung als Kulturdenkmal zu erwirken.
Die Vorgeschichte der Bakuninhütte begann 1919 mit der Gründung einer hiesigen Ortsgruppe der anarchosyndikalistischen Freien Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD). 1920 erwarb die Ortsgruppe ein Grundstück auf der oberhalb der Stadt gelegenen Hohen Maas als Selbstversorgungsfläche. Bis 1925 wurden hier Kartoffeln, Getreide, Obst und Gemüse angebaut. Danach nutzten die Siedler das Areal zur Freizeitgestaltung und errichteten sich dort ein Domizil, das sie nach dem namhaften russischen Revolutionär Michail Bakunin (1814-1876) benannten. Die Hütte war bald über die Region hinaus als Freizeit- und Veranstaltungsort bekannt. Anfang der 1930er Jahre stattete ihr auch der bekannte anarchistische Dichter, Publizist und Politiker Erich Mühsam (1878-1934) mehrere Besuche ab. Diese Verbindung von revolutionär-proletarischer und Literaturgeschichte nahmen der Wanderverein Bakuninhütte und die Erich-Mühsam-Gesellschaft Lübeck zum Anlass, den Kontakt mit dem Literaturmuseum Baumbachhaus in Meiningen aufzunehmen. Im Zusammenwirken der drei Partner kam ein mehrteiliges Veranstaltungsprojekt zustande, mit dem erstmals im Kulturleben der Stadt und über diese hinaus in größerem Rahmen an eine vergessene revolutionäre Bewegung Meiningens erinnert wird.

16. Mai 2015: Die Anarchotour.
Auf den Spuren Erich Mühsams zur Bakuninhütte
Rundwanderung mit dem Liedermacher Christoph Holzhöfer (Berlin)
Treffpunkt: 10 Uhr im Schlosshof

17. Mai 2015: Sich fügen heißt lügen!
Erich Mühsam, Anarchisten in Meiningen und die Bakuninhütte.
Sonderausstellung der Erich-Mühsam-Gesellschaft Lübeck, des Wandervereins Bakuninhütte Meiningen und der Meininger Museen im Schloss Elisabethenburg
Eröffnung: 15 Uhr, mit dem Liedermacher Christoph Holzhöfer.
Die Ausstellung ist bis 27. September 2015 zu sehen.

11. bis 14. Juni 2015: Erich Mühsam und der Anarchosyndikalismus in Thüringen.
Fachtagung der Erich-Mühsam-Gesellschaft Lübeck, des Wandervereins Bakuninhütte Meiningen und der Stadt Meiningen in der Volkshochschule, Klostergasse 1

14. Juni 2015: In memoriam Erich Mühsam.
Museumsabend der Meininger Museen
19 Uhr, Schlosskirche der Elisabethenburg
Ein zweiteiliges musikalisch-literarisches Programm
mit Anna Haentjens (Elmsholm, Gesang), Sven Selle (Hamburg, Klavier), Rocco Boness (Hamburg, Bandoneon) und Andreas Seifert (Meiningen, Lesung)

13. September: Anarchotour zur Bakuninhütte am Tag des offenen Denkmals / Treffpunkt: 10 Uhr im Schlosshof

Andreas Seifert


Zitiert aus: Palmbaum. Literarisches Journal aus Thüringen. Heft 1/2015, quartus-Verlag Bucha bei Jena, www.palmbaum.org


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