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11.6.-14.6. Fachtagung "Erich Mühsam in Meiningen.."


"Erich Mühsam in Meiningen. Ein historischer Überblick zum Anarchosyndikalismus in Thüringen: Die Bakuninhütte und ihr soziokultureller Hintergrund." (Fachtagung)
11.06.2015 - 14.06.2015 Volkshochschule "Eduard Weitsch", Meiningen.


Ein historischer Überblick zum Anarchosyndikalismus in Thüringen:
Die Bakuninhütte und ihr soziokultureller Hintergrund.

Unter dem Motto „Spurensuche“ im Leben, Werk und Wirken Erich Mühsams entstand die Idee zu dieser Fachtagung. Erich Mühsam als Sympathisant, ja engagiertes Mitglied der syndikalistischen Bewegung und als politischer Dichter und Denker hat die Erich-Mühsam-Gesellschaft nach Meiningen geführt, denn auch ihn erreichte die Kunde von der Bakuninhütte bei Meiningen.
Der erst kürzlich verstorbene Berliner Historiker Dr. Andreas Graf äußerte in einem Radio-Interview im Jahr 2009: „Im akademischen Bereich gibt es einen merkwürdigen Vorbehalt gegenüber der Beschäftigung mit dem Thema anarchistischer und anarchosyndikalistischer Bewegungen ...“ und fährt fort: „Die anarcho-syndikalistischen Bewegungen sind heute weitgehend vergessen. Zu DDR-Zeiten reklamierte man den Widerstand gegen die Nazis, auch die revolutionären Ereignisse nach dem Kapp-Putsch, für die (autoritär orientierten) Kommunisten. Der Wanderverein „Bakunin-Hütte e.V.“ will heute an diese verschüttete Kultur- und Arbeiterbewegung erinnern.“
Und das zu Recht: Denn trotz ihrer auch heutzutage immer noch marginalen und marginalisierten Stellung und Beachtung im Rahmen der Arbeiterbewegung verfügte die Organisation der Anarchosyndikalisten, die Freie Arbeiter-Union Deutschland (FAUD) 1921 immerhin über mehr als 150.000 Mitglieder und leistete neben anderen linken Kleinorganisationen proportional den größten Beitrag zum aktiven Widerstand gegen den Nationalsozialismus. In einigen Gebieten und Städten blieb die FAUD eine bestimmende politische und vor allem kulturell wirkende Kraft, so in der Erwerbslosen- und Freidenker-bewegung.
In ihren Hochburgen im Ruhrgebiet und im thüringischen Sömmerda hatten die Anarchosyndikalisten mehr Mitglieder als die Sozialdemokraten oder die Kommunisten.
Sie unterhielten bis zur NS-Machtergreifung mehrere kulturelle Vereine, so zum Beispiel die Gilde freiheitlicher Bücherfreunde (GfB), anarchistische Frauen- und Jugendbünde, sogar Sportvereine, etwa die „Freien Schwimmer“ in Sömmerda; ebenso gab es in der Boheme- und Künstlerszene Anarchisten. Auch gründeten sie Bau-, Siedlungs- und Konsumgenossenschaften. Die Fachtagung ist thematisch breit angelegt, da sie eine Vielzahl eher unbekannter historischer Gegebenheiten und deren gegenwärtige Bedeutung sowohl mit lokalen Ereignissen als auch mit überregionalen Phänomenen verknüpft. Im Rahmen der nur wenig bekannten Geschichte der anarchosyndikalistischen Bewegung in Deutschland lassen sich Zentren ihrer Aktivitäten u.a. auch in Thüringen festmachen, hier besonders in den Stadt Sömmerda im Norden, in der Thüringer Städtekette von Eisenach bis Gera und schließlich im Südwesten in der Region um Suhl bis nach Meiningen. Diese marginalisierte Geschichte bildet daher den geografischen Ausgangspunkt und den thematischen Bezugsrahmen der vom Wanderverein Bakuninhütte e.V. Meiningen, der Erich-Mühsam-Gesellschaft e.V. Lübeck und dem Literaturmuseum Baumbachhaus Meiningen geplanten Fachtagung, die vom 11. bis 14. Juni 2015 in Meiningen stattfindet.
Trotz der marginalen Stellung der anarchosyndikalistischen Bewegung bietet diese produktive Anknüpfungspunkte für die Demokratieerziehung heute: Schließlich waren die Anarcho- syndikalisten Gegner und damit auch Opfer sowohl der Nationalsozialisten als auch aller autoritären sozialistischen Systeme. Dabei verstanden sie sich selbst immer als basisdemokratisch. Mit ihrem Fokus auf Kulturarbeit sprachen sie nicht nur eine gesellschaftliche Elite, sondern, soziale Schichten übergreifend, alle Menschen an.
Tiefere Einblicke wird es in die Jugendarbeit der Syndikalisten geben, da vor Ort das erste Reichsferienlager der Syndikalistisch Anarchistischen Jugend Deutschlands (SAJD) stattgefunden hat und es eine ihrer Ortsgruppen in Meiningen gab. In der jüngeren Forschung zu diesem Themenkomplex wird deutlich, dass der Anarchosyndikalismus in der Weimarer Republik vieles von den alternativen Entwürfen vorweggenommen hat, die später in den „neuen Alternativbewegungen“ der Bundesrepublik wieder zu Aktualität gelangten und dort zur Verwirklichung basisdemokratischer Vorstellungen führen sollten.
Die Vorträge zur Bakuninhütte und zur anarchosyndikalistischen Bewegung in der Weimarer Republik sowie zu etlichen ihrer führenden Persönlichkeiten, die zum Teil auch in engerem persönlichen Kontakt und Austausch mit Erich Mühsam und den Meininger Syndikalisten standen, werden ergänzt durch ein künstlerisches Rahmenprogramm, eine kulturgeschichtliche Tageswanderung sowie die Doppelausstellung „Sich fügen heißt lügen!“.

Weitere Informationen:


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